André Düsterhöft und Jannik Hartmann bei den Deutschen Meisterschaften im Zehnkampf

Der Trainer stellte auf jeden Fall einen neuen Rekord auf: Karl-Heinz "Kalle" Held brauchte auf dem Rennrad vom Sportzentrum Werreanger in Lage bis zu seinem Haus in Löhne nur 1:05 Stunden. Am Sonntag. Tags zuvor war er mit dem gleichen Gefährt etwa 20 Minuten länger unterwegs. "Am Sonntag musste ich mir den Frust von der Seele fahren. Ich war echt knatschig", sagt Held vom TV Löhne-Bahnhof, bei dem sich etwas Frust über seine Leichtathleten André Düsterhöft und Jannik Hartmann angesammelt hatte. Die waren am vergangenen Samstag und Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften im Mehrkampf in Lage im Einsatz. Hartmann wurde bei der Jugend U20 im Zehnkampf Elfter und Düsterhöft belegte bei den Junioren U23 den 20. Platz.
Für beide Athleten war mehr drin bei diesen Titelkämpfen. "Du musst in diesem hochklassigen Teilnehmerfeld mit Weltklasse-Athleten vom Kopf her in einem Tunnel sein und nicht auf andere links und rechts achten. Du musst dein Ding machen, dann kannst du auch deine Höchstleistung abrufen", sagt "Kalle" Held. "Das haben Jannik und André aber nicht durchweg geschafft, und deshalb war ich auch frustriert. Denn sie können es besser."

Bei Düsterhöft hat dem TVL-Coach das eine und andere Mal die Körpersprache nicht gefallen, vor allem während des Weitsprung-Wettkampfs, der zweiten Disziplin am ersten Tag im Zehnkampf. Beim ersten und zweiten Versuch ist der 20-Jährige durchgelaufen, war mächtig angefressen und musste von den Trainern Held und Rüdiger Pudenz mental aufgepäppelt werden. Das klappte auch gut, denn im dritten und letzten Versuch sprang André Düsterhöft mit 6,39 Meter eine neue persönliche Bestmarke. Trainer Held hatte im Nachhinein aber auch Verständnis für die Frustration bei seinem Athleten.

 Dem hatte der Stadionsprecher nach der ersten Zehnkampf-Disziplin, dem 100-Meter-Lauf (es herrschte sehr böiger Gegenwind) und vor dem Weitsprung gesagt, dass er gelaufen sei "wie eine lahme Ente". "So etwas macht man nicht", sagt Held. Dumm gelaufen ist es für Düsterhöft in seiner Paradedisziplin Hochsprung (Bestmarke über 2,00 m), als er sich verzockte und mächtig Punkte liegen ließ. Er stieg erst bei 1,91 Meter ein, sprang auch locker drüber, ließ 1,94 m aus und riss dann dreimal bei 1,97 Meter. "Die lange Pause hat mir nicht gut getan, denn bei 1,94 m zog es sich lange hin, da fast jeder Springer drei Versuche brauchte", sagt Düsterhöft.
 
Pech hatte er mit einer sehr schmerzhaften Fußverletzung. Beim Warmlaufen für die 400 Meter am Samstagabend knickte er um, biss dann auf die Zähne, tapte den rechten Fuß am Sonntagmorgen und kämpfte sich am zweiten Wettkampftag mit Schmerzen durch. Das Ende aller Top-10-Träume für ihn bedeutete dann der 110-Meter-Hürdensprint. "Ich habe eine Hürde touchiert und bin dann aus dem Rhythmus gekommen. Das wars, ein Nuller bei der Punktwertung", sagt André Düsterhöft, der aber nicht aufgab, über die Schmerzgrenze ging und im Stabhochsprung mit 4,30 Meter seine Bestmarke einstellte. Zur Schonung des Fußes trat er dann nach Absprache mit Trainer Held zum abschließenden 1.500-Meter-Lauf nicht mehr an. "Jetzt steht ein Arztbesuch an", sagte André Düsterhöft gestern.

Bei Jannik Hartmann Anfang September sogar eine Operation: Ihm wird der Nagel entfernt, der damals bei der OP des Schien- und Wadenbeinbruchs eingesetzt wurde. "Die Freiluft-Saison ist damit für mich gelaufen. Ich hoffe, im Oktober wieder mit dem Training beginnen zu können", sagt Jannik Hartmann, der mit dem ersten Wettkampftag in Lage zufrieden war. "Über 100 Meter und im Hochsprung war das gut, im Weitsprung und Kugelstoßen mäßig und über 400 Meter mit neuer persönlicher Bestzeit zum Abschluss des ersten Wettkampftages richtig gut", sagt der 19-Jährige. Über 110 Meter Hürden zum Auftakt des zweiten Wettkampftages hat er dann viel Zeit liegen gelassen.

"Ich bin gut reingekommen in den Lauf, habe dann aber die letzten drei Hürden fast umgehauen und bin deshalb fast zum Stehen gekommen", sagt Hartmann. Im Diskus war er im Soll und im Stabhochsprung hat er sich verzockt (3,60 und 3,80 m im jeweils ersten Versuch locker überquert, 3,90 m ausgelassen und bei 4,00 m dreimal knapp gerissen). Im Speerwurf setzte er bei böigem Wind die Tipps von Tim Werner (Anlauf verändern), einem früheren DLV-Kaderathleten, nicht um, was Trainer Held sehr ärgerte. "Im dritten Versuch wirft Jannik den Speer über 50 Meter, aber außerhalb des Messbereichs, weil er den Anlauf nicht verändert hat. Und abschließend über 1.500 Meter habe ich ihm gesagt, dass er im Pulk laufen soll, er rennt aber im Wind", sagt "Kalle" Held, und somit erklärt sich dessen Verärgerung, die in neuer Rekordzeit in Richtung Löhne auf dem Rennrad endet.

Positiv nach diesen Deutschen Meisterschaften im Mehrkampf für André Düsterhöft und Jannik Hartmann bleibt festzuhalten: "Beide haben jetzt Routine gesammelt und können es im nächsten Jahr besser machen", sagt Karl-Heinz Held. Hartmann fand sogar Eingang im Notizblock des Bundestrainers. "Sie werden ihn beobachten", sagt Held.