Vor über einer Woche die Hitzeschlacht in Wesel von Vivien Gronde und Jan Maurice Menne bei den Deutschen Meisterschaften der Schüler und am vergangenen Wochenende nun die Regenschlacht in Hannover. So schnell ändern sich die Bedingungen, wobei insbesondere der Samstag noch gute äußere Bedingungen für die Leichathletik bot. Und die wussten die beiden Löhner Starter, Westfalenmeister Steffen Biermann bei den Junioren und Vizewestfalenmeister André Düsterhöft in der A-Jugend zu nutzen.
Insbesondere Steffen Biermann kam sehr gut in den Wettkampf hinein. Topleistungen über 100 Meter in 11,59 Sekunden, 6,66 Meter im Weitsprung, 13,39 Meter im Kugelstoßen und 1,85 Meter im Hochsprung. Das war vier Mal im Bereich der persönlichen Bestleistung. Das machte große Hoffnungen. Dem TVL-Athleten fehlte aber der Mut, um die 400 Meter couragierter anzugehen.
Nach verschlafenen 200 Meter reichte dann im Endspurt die Schnelligkeitsausdauer nicht und die Uhr blieb bei 53,35 Sekunden stehen. Eine Sekunde zu langsam, um in die Top 8 zu gelangen - und das war das ganz große Ziel des Löhner Leichtathleten.
Die Ziele von André Düsterhöft waren da etwas niedriger gesteckt. Im ersten Zehnkampf bei Deutschen Meisterschaften konnte das Ziel deshalb nur lauten: Durchkommen und einen Platz in der ersten Hälfte des Teilnehmerfeldes erringen. So startete er mit guten Leistungen im 100-Meter-Lauf (12,12 Sekunden), 6,05 Meter im Weitsprung, einem guten Stoß mit der Kugel über die 12-Meter-Marke und dann einem tollen Hochsprung-Ergebnis von 1,99 Meter (bei einem Sportfest zuvor in Lemgo hatte er mit 2,02 Meter zum ersten Mal die zwei Meter übersprungen). Da staunte auch die gesamte Konkurrenz und Trainer sowie Betreuer Tim Werner sahen Düsterhöft voll auf Kurs. Der Athlet zeigte aber ebenso wie Biermann zu wenig Biss über die 400 Meter und blieb in 54,09 Sekunden unter seinem Leistungsvermögen.
Der zweite Wettkampf-Tag begann bereits um 9 Uhr mit dem 110-Meter-Hürdenlauf. Beide Löhner kamen nur schwer auf Touren, steckte ihnen der vorherige Tag noch in den Knochen. Andre Düsterhöft lief in 17,17 Sekunden eine durchaus brauchbare Zeit, Steffen Biermann unterbot die 17 Sekunden knapp in 16,92. Viel schneller war er bisher auch noch nicht über diese Strecke. Im Diskuswurf lieferten beide eine gute Leistung ab. Biermann schleuderte das Wurfgerät bei ungünstigen Rückenwind-Bedingungen auf respektable 37,50 Meter, Düsterhöft schaffte erst im dritten Versuch eine gute Weite von 35,56 Meter und raubte dabei Trainer Rüdiger Pudenz einige Nerven.
Und dann kam der von den Wetterfröschen angekündigte Regen und bereitete fast allen Athleten Probleme. Der Wettkampf musste mehrfach unterbrochen werden, da die Laufbahn unter Wasser stand. Düsterhöft kam obendrein mit den Sturmböen weniger zurecht und musste sich im Stabhochsprung letztlich mit 3,60 Meter zufrieden geben. Biermann sah insbesondere bei den höheren Höhen besser aus, war aber mit den übersprungenen 3,90 Meter nicht so ganz zufrieden - und ließ sich auch von Trainer Karl-Heinz "Kalle" Held nicht trösten. Die vier Meter sollten es schon sein, aber der Athlet hatte sich nervlich einfach nicht so recht im Griff. Da war dann auch der Trainer machtlos.
Im Speerwurf lieferten die beiden Löhner einen soliden Wettkampf ab. Steffen Biermann schleuderte den Speer auf 51,83 Meter, André Düsterhöft blieb mit 49,36 nur knapp unter 50 Meter - und das ist für ihn ein gutes Ergebnis. Inzwischen haderte Biermann mit sich selbst und brachte seine Unzufriedenheit lautstark zum Ärger von Trainern und Betreuern zum Ausdruck. Auf diese Art und Weise erzeugte er einen unnötigen Erwartungsdruck, war von positivem Denken nicht mehr die Rede. "Schade. Da muss Steffen noch viel lernen, denn so kann man eben nicht das Optimale aus sich heraus holen", sagte der leidgeprüfte Trainer.
Das tat dann André Düsterhöft im abschließenden Lauf über 1.500 Meter, seiner Paradedisziplin. In einem fulminanten Endspurt ließ er das gesamte Starterfeld hinter sich und überquerte in sehr guten 4:36,11 Minuten die Ziellinie. Damit sammelte er die nötigen Punkte, um sich unter die besten 20 (von 40) Athleten einzureihen. Mit 6.238 Punkten erzielte er sein zweitbestes Zehnkampf-Resultat und dufte sich nach dem Motto "Ende gut, alles gut" am Ende des langen Tages doch noch freuen.
Steffen Biermann absolvierte den 1.500-Meter-Lauf weniger engagiert, zumal er - in der Gesamtwertung auf Platz 10 liegend - weder nach vorne noch nach hinten Chancen oder Gefahr sah, sich im Klassement verändern zu können. So erzielte er letztlich auch sein zweitbestes Zehnkampf-Ergebnis mit 6.406 Punkten. Zufrieden war er damit mal wieder nicht. Das Trainer-Trio des TV Löhne-Bahnhof zog insgesamt eine positive Bilanz nach den zwei Zehnkampf-Tagen bei den Deutschen Meisterschaften. Zwei gute Gesamtergebnisse sowohl im Bereich der gesammelten Punkte als auch der Platzierungen. Das sei schon eine Reise wert, sagten die Trainer. "Auch wenn man nach zwei langen Wettkampftagen am Sonntag erst um 22 Uhr zu Hause ankommt. Aber ein Zehnkampf ist eben etwas für harte Männer", sagt "Kalle" Held - und das ist auch die Erkenntnis der beiden Löhner Power-Boys.