Charlotte Haas und Joshua Fadire vom TV Löhne-Bahnhofscheitern bei der Gala in Schweinfurt an der EM-Qualifikation. Charlotte ist Ersatzfrau
Es war ein großer Traum, der brutal geplatzt ist. Sowohl bei Charlotte Haas als auch bei Joshua Fadire, Vorzeige-Leichtathleten des TV Löhne-Bahnhof. Am Freitag war die Sport-Welt für die kleine Delegation der Startgemeinschaft Bünde-Löhne noch in bester Ordnung. Im Auto reisten Trainer Karl-Heinz "Kalle" Held, die beiden Löhner Top-Athleten und als "Joker" Amy Diekmann vom LAV Bünde zur Internationalen Leichtathletik-Gala nach Schweinfurt. Immerhin 400 Kilometer hin und dann auch wieder zurück.
Das große Ziel dieser Reisegesellschaft war: Die Qualifikation für die Europameisterschaften in Ungarn. Und die Aussichten waren eigentlich blendend nach den zuletzt gezeigten Leistungen. Als erste der aktuellen Bestenliste gehörten Joshua Fadire im Stabhochsprung und Charlotte Haas im Hochsprung zum engsten Favoritenkreis des einberufenen Teilnehmerkreises. Nur die Besten waren eingeladen und dazu gehörte auch Amy Diekmann vom LAV im Hochsprung. Sie gilt inzwischen als ambitionierte 1,70 Meter-Springerin. Es war alles angerichtet für das große Ziel.
Anfangs läuft alles nach Plan - Die Wettkampfvorbereitung im Vorfeld war nach Plan verlaufen. Die letzte Trainingseinheit im Löhner Werretalstadion wurde von den mehr oder weniger Hauptberuflichen Landestrainern angeleitet. "Das macht deutlich, dass auch der Verband inzwischen wahrgenommen hat, was da in der Löhner Leichtathletik so vielversprechend abgeht", freut sich Kalle Held über diese Wertschätzung. In Schweinfurt angekommen leitete Kalle Held dann noch im schönen Stadion das Abschlusstraining direkt am Main. Charlotte hatte sich leider eine Erkältung eingehandelt, das zum falschen Zeitpunkt. Dennoch lief anfangs alles nach Plan, hätte es da nicht eine mehr als verwirrende Einmischung des Landesvertreters im Hochsprung gegeben. Es gab plötzlich drei Trainer, die sich um Charlotte Haas kümmern sollten: Der Bundestrainer, der Landestrainer und der Löhner Heimtrainer Kalle Held. Und keiner traute sich, das Geschehen in die Hand zu nehmen, da der Landestrainer das Coaching für sich in Anspruch genommen hatte, und das per email. Aber der Landestrainer zeigte wenig Initiative, weil da ja auch noch der Bundestrainer war. Viele Köche, aber kein Chefkoch. Und so stand Charlotte Haas relativ alleingelassen an der Hochsprung-Anlage, zumal die Trainer ja auch nicht den Innenraum betreten durften.
Und so kam es dann wie es zwangsläufig kommen musste. Die Löhner Top-Athletin wirkte ein wenig kraft-, aber auch mutlos. Sie begann den Wettkampf viel zu früh mit der Höhe von 1,59 Meter. Da verpulverte sie bei dann zu vielen Sprüngen danach Kraft, die dann bei den benötigten top Höhen fehlte. Ermutigende Worte halfen nun auch nicht mehr. Charlotte Haas übersprang 1,73 Meter noch sicher, dann war das Pulver aber verschossen. Und die Konkurrenz puschte sich euphorisch nach jeder Höhe. Zwei Hochspringerinnen packten die 1,76 Meter, Charlotte (diese Höhe hat sie drin, ist die Bestleistung bei 1,78 Meter) konnte nicht mehr kontern. Das strapazierte natürlich auch die Nerven - und die Nebengeräusche taten ein übriges. Über Lautsprecher wurde der parallel stattfindende Stabhochsprung-Wettbewerb kommentiert - und auch da bahnte sich eine weitere Enttäuschung an.
Der Konkurrent von Joshua Fadire knackte die Qualifikationshöhe von 4,75 Meter. "Das waren die schlimmsten fünf Minuten in meiner rund 50-jährigen Trainer-Laufbahn", sagt Trainer Held. "Das war schon echt brutal, zumal Joshua einen super Wettkampf hinlegte. Aber die Regeln vom Deutschen Leichtathletik waren eindeutig vorgegeben. Nur die beiden besten Hochspringerinnen am Wettkampf in Schweinfurt, die die Europa-Norm von 1,76 Meter schaffen, fliegen nach Ungarn. Und ein Stabhochspringer mit der Norm von 4,75 Meter." Joshua hat diese Höhe drin und er zeugte über 4,75 Meter auch top Sprünge, aber die Latte wackelte zwei Mal, fiel dann und damit platzte der große Traum. das Quäntchen Glück fehlte den beiden Löhner Top-Ahtleten an diesem Tag. Und wenn die erste Enttäuschung auch groß war, darf nicht vergessen werden, dass nicht irgendeine Kasperle-Veranstaltung war, sondern die besten Sportler aus Deutschland in ihren Disziplinen und Altersklassen am Start waren. Und dann dürfen sowohl Charlotte Haas und Joshua Fadire durchaus Stolz sein auf ihre Leistungen und das sie es so weit gebracht haben. Das passiert ja nicht alle Tage, dass man bei einer Internationalen Leichtathletik-Gala um EM-Norm springen darf. Diesmal hat es nicht geklappt - es sollte eine weitere Chance geben.
Auch hier vom Landestrainer nichts zu sehen - auch "Josy" Diekmann vom LAV Bünde ließ sich von der ungewöhnlichen Atmosphäre anstecken. Nach übersprungener Höhe von 1,61 Meter war für sie der Wettkampf viel zu früh zu Ende. Auch hier war vom Landestrainer nichts zu sehen. Das war schon frustrierend. Die Rückfahrt verlief dann alles andere als fröhlich, doch die Enttäuschung wird sich wieder legen und die TVL-Athleten werden neu angreifen. Für Charlotte Haas ist noch ein kleines Türchen offen: Als Drittplatzierte ist sie Ersatzathletin, falls eine von den beiden für Ungarn qualifizierten Athletinnen ausfällt. Das sollte wenigstens ein kleiner Trost sein. In den nächsten Tagen gibt es einiges von der Psyche aufzuarbeiten - und dann wird der Blick wieder nach vorn gerichtet. Für die Deutschen Meisterschaften in Rostock gibt es beim TV Löhne-Bahnhof schon konkrete Pläne.