Die Löhnerin Kristin Pudenz schreibt bei der Universiade im Inselstaat Taiwan mit der Goldmedaille im Diskuswerfen ihr Sommer-Märchen und trägt sich jetzt in das "Goldene Buch" der Stadt Löhne ein
Das bleiben für ewig unvergessliche Erlebnisse! Erst der Goldmedaillen-Gewinn im Diskuswerfen bei der Universiade (Studenten-Weltmeisterschaft) Ende August im Inselstaat Taiwan vor der Küste der Volksrepublik China und am Freitagmorgen der Eintrag in das "Goldene Buch" im Löhner Rathaus, der Weltstadt der Küchen. Kristin Pudenz hat mit ihrem größten sportlichen Erfolg ihr eigenes Sommer-Märchen geschrieben und ist nach der Fußballerin Lena Goeßling (Olympia-Gold 2016 in Rio und Europameisterin 2013) die zweite Löhner Top-Sportlerin, die sich in diesem Buch mit vielen prominenten Namen verewigen darf.
"Im Goldenen Buch tragen sich prominente Leute ein und solche Menschen, die sich um die Stadt Löhne verdient gemacht haben. Für mich als Autogrammjäger ist das eine besondere Freude. Es macht uns stolz, eine Sportlerin aus unserer Stadt zu ehren, die so einen großen sportlichen Erfolg geschafft hat", würdigt Bürgermeister Bernd Poggemöller die hervorragenden Leistungen der 24-Jährigen, die einst ein sportliches Aushängeschild für den TV Löhne-Bahnhof war. Seit acht Jahren ist sie für den SC Potsdam auf den nationalen und internationalen Sportstätten unterwegs. Diese Stadt im Dunstkreis der Weltmetropole Berlin ist damals zu ihrer neuen Heimat geworden. Sie fand dort optimale Trainingsbedingungen beim SCP vor und ein Gymnasium, wo der Sport auch gefördert wird. Mittlerweile hat Kristin Pudenz auch ihre Bachelor-Arbeit im Studiengang "Soziale Arbeit" geschrieben und hat am 4. September in einer Sportförderkompanie der Bundeswehr in Hannover ein neues Abenteuer begonnen. Nach der sechswöchigen Grundausbildung geht es zu einer Einheit der Bundeswehr nach Berlin, wo sich die 24-Jährige dann sehr intensiv um ihren Sport kümmern kann - denn sie hat ein großes Ziel: "Ich möchte bei der Europameisterschaft 2018 in Berlin starten. Das ist ja quasi vor meiner Haustür in Potsdam."
Druck, die Startberechtigung für Berlin zu schaffen, hat sie auch vom Elternhaus. "Wir haben schon Karten für die EM geordert, wollen unsere Tochter dort im Wettkampf sehen", sagt Papa Rüdiger Pudenz, der einst auch ein sehr guter Sportler in der ehemaligen DDR war. Sein größter Erfolg war als 18-Jähriger der Vize-Europameistertitel im Diskuswerfen mit 58,86 Meter. Tochter Kristin hat in Taipeh mit 59,09 Meter gewonnen, ihre Bestmarke sind 62,89 Meter. Damit ist sie in Deutschland Top 6 und in Europa Top 9. Der Weltrekord bei den Frauen liegt übrigens bei 76,80 Meter, aufgestellt in den 80er Jahren. Die Qualifikationsnorm für die Titelkämpfe in der Bundeshauptstadt (dürfte bei 61,50 Meter liegen) sieht sie nicht als Hindernis an, das wird sie packen. "Aber die Konkurrenz und Leistungsdichte in der Disziplin Diskuswerfen ist in Deutschland extrem hoch. Aber die Heim-EM ist ein großer Ansporn. Ich werde alles dafür tun, es zu schaffen."
"Diese kleine Scheibe (sie wiegt 1 Kilogramm, Anmerkung der Redaktion) über 59,09 Meter zu werfen, ist für mich unvorstellbar. Die Goldmedaille bei der Universiade macht diesen Erfolg auch so besonders, weil es nach der Olympiade die zweitgrößte Sportveranstaltung in der Welt ist", sagt der erste Mann der Stadt Löhne, würdigt und lobt auch das Engagement der Eltern von Kristin, Annette und Rüdiger Pudenz ("Sie haben die Entwicklung unterstützt und gefördert"), und von Trainer "Kalle" Held beim TVL - und spricht Kristin Pudenz eine Empfehlung bezüglich ihrer beruflichen Laufbahn aus: "Sie haben soziale Arbeit studiert. Dieser Abschluss ist auch im sozialen Bereich der Stadt Löhne gefragt! Vielleicht kommen sie ja eines Tages zurück." Da lächelte die 24-Jährige, die immer gern nach Hause (die Eltern wohnen in Ostscheid) kommt: "Ich genieße es hier zu sein. Es ist ruhiger als in Potsdam. Hier hat man das Feld vor der Nase, kann die Seele baumeln lassen", sagt Kristin Pudenz.
Sie erinnert sich gern zurück an ihre Anfänge beim TV Löhne-Bahnhof. "Hier wurde eine gute Grundlage für meine sportliche Entwicklung gelegt. Ich bin dankbar, dass ich so gute Trainer hatte", sagt die Goldmedaillen-Gewinnerin und lächelt dabei zu Kalle Held rüber, der ein wesentlicher Bestandteil bei ihrer sportlichen Entwicklung war. "Bei uns im Verein haben die Werte von Pierre de Coubertin, der ab 1880 für eine Wiederbelebung der Olympischen Spiele eintrat und eine heile Welt des Sports propagierte, einen besonderen Stellenwert. Spitzensportler trainieren zusammen mit Breitensportlern - und wir Trainer im Team. Kristin war immer ein Vorbild an Zielstrebigkeit, zielgerichtet und hat sich immer voll reingehängt. Sie war damals in jungen Jahren auch eine gute Mehrkämpferin. Für mich war es auch eine schöne Zeit, Kristin zu trainieren und ihre Entwicklung zu verfolgen", sagt Kalle Held.
"Ich musste damals woanders hin. Wenn man bis in die Weltspitze will, braucht man ganz andere Möglichkeiten als die in Löhne. Da sind den Sportstätten Grenzen gesetzt", sagt Kristin Pudenz. Mit Potsdam hat sie alles richtig gemacht. "Das war damals der logische nächste Schritt, die Erfolge sprechen für sich", sagt Michael Schelp, der Vorsitzende vom über 1.000 Mitglieder starken Verein TV Löhne-Bahnhof, der in der Leichtathletik auch schon einige Deutsche Meister hervorgebracht hat. "Es war gut, damals nach Löhne gekommen zu sein und Kalle getroffen zu haben", sagt Rüdiger Pudenz, der noch den Hausrekord in der Familie Pudenz im Diskuswerfen mit 62,92 Meter hält. Den möchte Tochter Kristin spätestens bei der EM 2018 in Berlin knacken!