"Highland Games sind ein sportlicher Vergleich unter Freunden." Das ist der Leitgedanke dieses Jahrhunderte alten sportlichen Wettstreits, der in Schottland seinen Ursprung hat (siehe Informationskasten) und auch immer mehr Freunde in Deutschland findet. "In den USA ist mittlerweile noch mehr los als in Schottland", sagt Torsten Hülsemann, der von der Weltmeisterschaft im Leichtgewicht mit einer Medaille zurückkehrte.
"Der Wettkampf in den USA war echt cool, hat riesig Spaß gemacht. Es war insgesamt eine sehr schöne Zeit, habe ich anschließend noch eine zehntägige Rundreise durch Kalifornien gemacht", sagt er. In einem starken Feld von 16 Teilnehmern belegte der 36-Jährige (amtierender Deutscher Mannschaftsmeister mit dem "To-be-Strong-Team" aus Barsinghausen) den 6. Platz und war bester Deutscher. Der andere Deutsche aus Prießnitz in der Nähe von Leipzig kam auf Rang sieben. Und ein bisschen zu dem Erfolg des im niedersächsischen Barsinghausen beheimateten Athleten beigetragen hat auch Trainer Rüdiger Pudenz vom TV Löhne-Bahnhof. "Ich kennen Torsten von diversen Leichtathletik-Veranstaltungen schon seit 1994", sagt Pudenz. "Im vergangenen Jahr hat er mich mal angerufen, ob er bei uns mittrainieren kann." Speziell für Stein- und Kugelstoßen.
Gesagt, getan und seit dem Sommer 2011 düst Torsten Hülsemann einmal die Woche etwa 45 Minuten lang auf der A2 hin zum Löhner Werretalstadion beziehungsweise in der Winter-Saison zur Sporthalle der August-Griese-Schule – und wieder zurück nach Barsinghausen. "Rüdiger ist ein guter Technik-Trainer, bei dem ich meine Fähigkeiten beim Kugelstoßen verbessern kann", sagt Torsten Hülsemann. Und das harte Training in Löhne zahlte sich bei der WM auf dem Strand in Ventura bei Santa Barbara prompt aus. "Den einen Wettbewerb beim Steinstoßen mit dem 10-Kilogramm-Stein habe ich gewonnen", berichtet der durchtrainierte Athlet stolz.
Ein weiterer Wettbewerb wird mit einem leichteren Stein von 7,25 Kilogramm Gewicht durchgeführt. Insgesamt sind von den Sportlern neun Disziplinen zu absolvieren: Neben den beiden Wettbewerben im Steinstoßen jeweils zwei im Gewichte-Weitwurf und Hammerwurf sowie jeweils einmal im Gewicht- und Strohsack-Hochwurf und Baumstamm-Überschlag. So ein Baumstamm ist sechs Meter lang und wiegt so zwischen 40 bis 50 Kilogramm.
Das ist nichts für Leichtgewichte. Neben jeder Menge Kraft ist bei den Disziplinen auch Geschicklichkeit erforderlich – und Torsten Hülsemann liebt diese Wettkämpfe. "Ich habe 1987 mit der Leichtathletik angefangen und habe 1989 meinen ersten Kugelstoß-Wettbewerb bestritten. Vor fünf Jahren bin ich dann mehr zufällig reingerutscht in diesen Sport der Highland Games", sagt der 36-Jährige. "Ein Bekannter sprach mich an, denen fehlte ein Athlet in der Mannschaft. Ich bin da unbedarft rangegangen und es hat mich gepackt."
Eine neue sportliche Leidenschaft war entfacht, bestreitet Torsten Hülsemann etwa 30 bis 40 Highland Games im Jahr – und startete nun zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft für Leichtgewichte. Das heißt im konkreten Fall bei diesen Athleten ein Limit beim Eigengewicht von nicht mehr als 90,8 Kilogramm. "Da musste ich abspecken und eine Diät machen", sagt der 36-Jährige, der sonst so zwischen 95 bis 100 Kilogramm auf die Waage bringt. Kräfte mäßig ist er noch nicht da, wo er hin will, denn nach seinem Achillessehnen-Abriss in 2010 und langer Verletzungspause hat er noch Nachholbedarf. Aber die Trainingseinheiten in Löhne werden ihn weiter nach vorn bringen. Nicht nur im Kraftbereich. "Im technischen Bereich hat Torsten noch Luft nach oben", sagt Trainer Rüdiger Pudenz, während sein Schützling einen Kugelstoß-Versuch macht. Der war nicht gut – und sofort bekommt er Tipps vom Trainer.