Sarina Brockmann muss vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf im Siebenkampf wegen einer Zerrung aufgeben. Marlena Kahl schnuppert rein und ist zufrieden.

Nach gefühlt einer „Weltreise“ von jeweils 550 Kilometer hin und zurück sind die Leichtathletinnen Sarina Brockmann und Marlena Kahl, Trainer André Düsterhöft und Betreuerin Nina Wältz ein wenig körperlich geschlaucht, aber gut gelaunt und gesund und munter Sonntag in der Nacht wieder in der Löhner Heimat eingetroffen.
Nach den zwei Wettkampf-Tagen bei den Deutschen Meisterschaften im Mehrkampf in Bernhausen-Filderstadt (das ist bei Stuttgart) gab es für Sarina Brockmann (U23) und Marlena Kahl (U20) keine vorderen Platzierungen, sie waren aber mit ihren Leistungen zufrieden.

Aus vor den 800 Meter
„Ich bin durchweg zufrieden mit dem Auftritt von Sarina.Wenn man bedenkt, dass sie in den zurückliegenden Monaten durch Corona und Verletzungen immer wieder auf viele Trainingseinheiten verzichten musste und sich Automatismen nicht entwickeln konnten, darf man mit ihren Leistungen nach einer Kräfte zehrenden Freiluftsaison sehr zufrieden sein.

Vor allem am Samstag sah es gut aus. Ich habe gar nicht nachgedacht und nachgerechnet, was am Sonntag noch machbar ist. Woran Sarina demnächst arbeiten muss weiß sie – und somit sind Verbesserungen nur eine Frage der Zeit“, bewertet Trainer André Düsterhöft den Siebenkampf der Löhner Vorzeigeathletin sehr positiv. Schade ist, dass die 20-Jährige ihren Siebenkampf im Fleinsbachstadion in durchaus guter Position zu Platz drei nicht beenden konnte. „Das ist mit einer Zerrung im Leistenbereich, die sich Sarina am Sonntagmorgen eingefangen hatte, dumm gelaufen. Wir haben dann zusammen entschieden, dass sie beim abschließenden 800-Meter-Lauf nicht mehr antritt, um keine schlimmere Verletzung zu provozieren“, erklärt Düsterhöft.

Medaille in Sichtweite
Und was sagt die Athletin zu ihrem DM-Auftritt?: „Mir war vor den Wettkämpfen schon bewusst, dass ich aufgrund von Verletzungen und somit weniger Training nicht an mein optimales Leistungsniveau herankommen werde. Dennoch ist der Ehrgeiz groß, das Beste aus sich herauszuholen. Deshalb fiel es mir am Samstag erst etwas schwer, zu akzeptieren, dass es nicht mehr Punkte geworden sind“, sagt Sarina Brockmann. Mit 3.057 Punkten lag sie nach dem ersten Wettkampf-Tag mit vier Disziplinen auf dem 6.Platz nur etwa 90 Zähler hinter der Drittplatzierten. Ein Medaillenplatz war in Sichtweite. Die 20-Jährige hatte am Samstagabend dann noch ihren Frieden mit sich gefunden. „Ich habe mir für Sonntag vorgenommen, mit Elan in die Wettkämpfe zu gehen, schauen was noch geht und Spaß zu haben. Ich hatte richtig Bock auf die letzten drei Disziplinen – und es hat auch Spaß gemacht“, sagt Sarina Brockmann. Doch eine Zerrung im Leistenbereich bremste sie nach zwei Disziplinen dann komplett aus.

Sarina Brockmann
 Am ersten Wettkampf-Tag mit ein wenig Regen und Wind begann Sarina Brockmann mit den 100 Meter Hürden in 14,55 Sekunden gut. Auch im Hochsprung mit 1,65 Meter lief es sehr ordentlich, waren 1,71 Meter möglich, doch beim Anlauf gab es Probleme. Es fehlten die Automatismen aufgrund von zu wenig Trainingseinheiten. Große Belastungen ließ der seit Wochen in Mitleidenschaft gezogene Mittelfuß nicht zu. Er sollte geschont werden. Bei der DM gab es aber kein Problem mit dem „Problem-Fuß“. Mit 9,70 Meter im Kugelstoßen lag die Löhnerin in ihrem Leistungsbereich. „Im Training und auch beim Aufwärmen stößt sie die Kugel sogar zweistellig über zehn Meter, nur auf den Wettkampf kann sie das noch nicht übertragen“, sagt Düsterhöft. Ordentlich waren zum Ausklang am Samstag die 200 Meter in 25,41 Sekunden. Die ist sie um etwa eine Sekunde auch schon schneller gelaufen, doch „ihr fehlen aus erwähnten Gründen die Läufe in den Monaten, es fehlt der Rhythmus“, erklärt der Trainer.

Beim Physio von Bayer
Bei besseren Wetterbedingungen (bewölkt und auch sonnig) als tags zuvor ging es am Sonntagmorgen mit dem Weitsprung weiter. „Das lief beim Einspringen super, Sarina hat das Brett immer gut getroffen. Im Wettkampf klappte es dann nicht mehr, hat sie das Brett nicht mehr getroffen und einen kompletten Fuß verschenkt. Da machte sich aber auch schon die Zerrung bemerkbar“, sagt André Düsterhöft. Vor dem Speerwerfen war die 20-Jährige zur Behandlung bei einem Physiotherapeuten des Teams von Bayer 04 Leverkusen. Beim Speerwerfen humpelte sie, behinderte sie der Schmerz doch zu sehr, so dass im Anschluss an das Speerwerfen dann im Gespräch die Entscheidung zum Verzicht für den 800-Meter-Lauf gefallen ist.

Marlena Kahl
Sie durfte zum ersten Mal bei den „Deutschen“ im Siebenkampf ran und war mit großer Vorfreude angereist. „Ich bin sehr zufrieden mit mir, habe wieder über 4.000 Punkte gesammelt. Ich habe insgesamt großen Spaß gehabt“, fasst die 17-Jährige ihre zwei Wettkampf-Tage zusammen. Im Kugelstoßen (neue Bestleistung mit 9,09 Meter, erstmals über neun Meter) und Speerwerfen („Das war sehr gut, nah dran an ihrer Bestleistung“, lobt der Trainer) war sie sehr gut dabei. Hürden, Hoch- und Weitsprung war es auch sehr ordentlich, über 800 Meter war sie knapp an der Bestleistung dran und über 200 Meter ist noch viel Potenzial nach oben. „Alles ist noch ausbaufähig, ich muss noch mehr trainieren“, sagt die ehrgeizige Sportlerin. Und auch der Trainer war sehr zufrieden mit der Siebenkämpferin. „Marlena hat sich sehr gut verkauft, sie hat es super gemacht. Im Vordergrund stand bei ihr Erfahrungen sammeln und Spaß haben. Ich bin super zufrieden mit ihrem Wettkampf“, sagt André Düsterhöft. Zu einer neuen Bestmarke im Siebenkampf fehlten der 17-jährigen Marlena Kahl nur mickrige 33 Punkte.